Margit Ulama
Büro für Architektur_Theorie_Organisation
Publikationen
Belletristik
Grafik: Kussin
Wässrige Luft.
Zwei Erzählungen. Sonderzahl Verlag, Wien 1997
Die Tage verfließen. Es ist früher Abend und bedeckt. Alles Regelmäßige ist aufgehoben. Der Morgen bleibt Morgen und dann verschwimmt es, nämlich die Zeit, die Stunden. Das Frühstück kommt zu Mittag, in Morgenmänteln, der Käse auf dem Tisch, braune Tassen, alles wie immer aber verschoben, zeitlich verschoben, verrückt. Das blaue Rollo hängt im offenen Fenster. Es weht darin im Wind, und seitlich die ersten Sonnenstrahlen. Alles ist blau. Die eigenen Augen und der andere Mantel, sie sind es zum ersten Mal. Nur die Tassen sind braun. Dann verschwimmt wieder alles. Kafka wird vorgelesen, einzelne Sätze. Die Türen der Zimmer sind geöffnet. Die Luft fließt durch.  
"Die vier bärtigen Männer", S. 9  
Die dritte Person.
Roman. Sonderzahl Verlag, Wien 1994
Einfach weitermachen, weitergehen, weitersuchen, weiterschreiben, dachte die junge Frau. Die an der kleinen Stadt vorbeifahren wollte, sie berühren wollte. Später am Bauernhof außerhalb wohnen und immer wieder hineingehen wollte. Frisch wollte sie gehen, mit der Geborgenheit von den Eltern, und die Echse, die Hunde- und Affenköpfe, die beiden Flüsse, den Kran, den Turm im Geist begrüßen. Die Stadt erweitern. Ausdehnen. Ganz groß machen. Ganz hineinschaun. Durchschaun. Und sich bei Schönwetter ausziehen und in die Sonne legen und schwimmen. Offen. Unbedeckt. Sich wiedersehen. Sich leise wiedersehen mit sich. Mit sich, die sie sein würde. Und das Gegenbild der Wangen zu den Wangen finden. Die junge Frau wollte gehen und schauen.  
So klein war die Stadt, daß sie, als sie an ihr vorbeifuhr, schnell schauen mußte. Nah am Turm, noch näher am Haus, und durch die Gärten. Diese Strecke führte in früheren Zeiten bis nach Paris, hatte der junge Mann der jungen Frau erzählt. Dann floß der Fluß weiter nach Südosten, und der Zug fuhr nach Süden und Südwesten und kam ins andere Tal, ins Ennstal. Wie schön ist es hier, dachte die junge Frau. Die Enns war breit, und der Zug fuhr am Ufer. Daneben die Straße und die bewaldeten weiten Hügel. Der Zug endete. Außer schöner Landschaft gab es nichts. (S. 98)  
Weitere Publikationen:
Sara. In: Heidemarie Seblatnig: Schatten der Objekte. Wien 1998, S. 71-73
Innere, untere Welten (Winter). Drittes Kapitel einer mehrteiligen Prosa, in: protokolle 1/'95, Wien, S. 49-60
Gedichte, in: manuskripte 126/'94, Graz, S. 7
VARTA/II (Auszug), in: Die Rampe. Hefte für Literatur 1/'94, Linz, S. 69-77
Herbstzeitlose Zimmer. Zweites Kapitel einer mehrteiligen Prosa, in: protokolle 2/'93, Wien, S. 92-103
VARTA/III (Auszug), in: manuskripte 120/'93, Graz, S. 29-38
VARTA/II (Auszug), in: manuskripte 112/'91, Graz, S. 3-6
Lautsprecher, Landstreicher. Gemeinsam mit Peter Waterhouse, in: Bühne frei - das Stück ist aus. Vier Theaterstücke nach Texten von Otto Brahm und Konrad Bayer. Texte aus dem Literaturhaus Berlin, Berlin 1990, S. 69-90.
Uraufführung im Rahmen des Theatertages des Literaturhauses Berlin am 16.7.1989.
Diese andere Seite der Welt / 3 Akte. Gemeinsam mit Peter Waterhouse, Droschl Verlag, Graz 1989.
Uraufführung am 18.10.1991 im Rahmen des Steirischen Herbstes in Graz.

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